Wasser ist Leben, Wasser fördert Frieden?

söndag 5 mars 2023

DG Daniel Marbot

Der Frühling machts! Der Monat März ist nach dem römischen Kriegsgott Mars benannt und heisst im Lateinischen Martius. Und im Monat März liegt auch der Beginn des Frühlings. In der Natur und meteorologisch hat er schon längst begonnen. Aber am 20. März steht er auch bei uns im Kalender: der Frühling 2023. «Das Schöne am Frühling ist, dass er immer dann kommt, wenn man ihn am dringendsten braucht» - das schrieb bereits vor über 200 Jahren der deutsche Schriftsteller Jean Paul Friedrich Richter.

Frühling, wie schön! Nur schon das Wissen darum gibt einem ein fantastisches Gefühl. Es wird wieder wärmer, es wird wieder heller, es wird wieder bunter und wenn die Vögel zwitschern auch wieder fröhlicher und lauter! Mit dem warmen Wetter kommen auch die Frühlingsgefühle. Ein uraltes Sinnbild für das neu erwachende Leben. Alles fängt an zu blühen, zu sprossen und zu gedeihen. Und je mehr Licht wir bekommen, desto mehr «frohe-Laune-Hormone» werden ausgeschüttet.

Somit ist es auch kein Wunder, dass der Frühling als Symbol des Neuanfangs gilt. Sind wir alle doch im Frühling zuversichtlicher, entspannter, mutiger und denken mitunter: «So, jetzt wird es Zeit, die grossen Herausforderungen anzugehen oder etwas zu wagen, was ich mich im Winter nicht getraut hätte». Gerade jetzt, wo uns so viele Krisen beschäftigen, ist das eine der wertvollsten Botschaften überhaupt: «Wir können neu anfangen!»

Kann Wasser den Frieden fördern?

«Wasser und sanitäre Versorgung» - Schwerpunkt im Monat März

Rotarisch gesehen steht der Monat März im Zeichen von «Wasser und sanitäre Versorgung». Sauberes Wasser ist eine Grundvoraussetzung für Leben. Vom Zugang zu Wasser und Sanitäranlagen hängt die Gesundheit und die Ernährung ab, manchmal sogar der Friede und die Zukunft der Menschheit.

Unsere Schweiz, wir nennen uns ab und an auch das «Wasserschloss Europas», hält etwa 6 Prozent der Süsswasserreserven des Kontinents. Wasser ist der einzige natürliche Rohstoff, über den unser schönes Land im Überfluss verfügt – und er regeneriert sich zudem ständig. Woher kommt eigentlich all das Wasser, was machen wir Menschen in der Schweiz damit und wie sieht der gesamte Wasserverbrauch aus?

Bei uns ist das Wasser tatsächlich ein Geschenk des Himmels. Das Wasser gelangt aus Wolken zu uns, die durch Verdunstung entstehen, hauptsächlich von Meeren und Ozeanen. Es ist bei uns Süsswasser, denn Meersalz müsste auf etwa 1500 Grad erhitzt werden, um zu verdunsten. Das Salz bleibt also in den Meeren, während das Wasser bereits einige Grad über Null verdunstet. In der Schweiz fällt ein Drittel davon als Schnee nieder, der Rest als Regen.

Die Schweiz wird auch das Wasserschloss Europas genannt.

Wasserschloss Schweiz

Die unterirdischen Reserven, die durch Regen, Schneeschmelze, Gletscher und die Infiltration von Oberflächenwasser gespeist werden, sind enorm: 150 Milliarden Kubikmeter, von denen die Schweiz nur etwas mehr als eine Milliarde pro Jahr abpumpt, was 80 Prozent des Verbrauchs entspricht . Der Rest kommt von Flüssen und Seen.

Heute haben gemäss UNO rund 844 Millionen Menschen keinen Zugang zu Trinkwasser. 2.3 Milliarden Menschen verfügen nicht über ausreichende sanitäre Anlagen und 892 Millionen Menschen müssen ihre Notdurft im Freien verrichten. Beinahe 80 Prozent der Krankheiten in Entwicklungsländern sind ausschliesslich auf mangelhafte sanitäre Bedingungen zurückzuführen. Weltweit sterben 1000 Kinder unter fünf Jahren pro Tag an einer Durchfallerkrankung, welche auf das Trinken von verschmutztem Wasser zurückzuführen ist. Ursache der Probleme ist allerdings in vielen Fällen nicht Wassermangel im eigentlichen Sinne, sondern vielmehr der Mangel an finanziellem Engagement auf innerstaatlicher und internationaler Ebene, um das Wasser in angemessener Qualität, in ausreichender Menge, an den benötigten Orten jederzeit zugänglich zu machen.

Streit um Wasser als Chance für den Frieden?

Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden seit 1948 fast 300 internationale Wasserabkommen nach einvernehmlichen Absprachen unterzeichnet. Die allermeisten von diesen Abkommen machten kaum Schlagzeilen. Es gibt vielleicht sogar mehr Beispiele für eine Zusammenarbeit im Bereich gemeinsamer Wasser-Ressourcen, als Beispiele von Konflikten. Obwohl es zwischen Indien und Pakistan regelmässig zu Spannungen wegen des Wassers kommt, haben die rivalisierenden Nationen im Rahmen des Indus-Wasservertrags, der in den 1960er-Jahren unterzeichnet wurde, zusammengearbeitet. Indien und Pakistan haben sich im Rahmen des Vertrags immer wieder getroffen und gemeinsam diskutiert, selbst als sie am Rande eines Atomkriegs standen.

Das gemeinsame Wasser der Donau war Ausgangspunkt für die Wiederaufnahme einer Zusammenarbeit der Balkanstaaten. Also ein Wasser-Abkommen nach dem Krieg in den 1990-er Jahren, welches einen wesentlichen Beitrag zur Befriedung geleistet hat. Man handelte miteinander ein Abkommen aus, gründete dabei eine Organisation von Flussanrainern und rückte so menschlich näher zusammen. Das gemeinsame Diskutieren und das gemeinsame Arbeiten hat immer auch Auswirkungen auf den Handel, auf die Beseitigung von Hinterlassenschaften des Krieges und überträgt gleichzeitig den nachhaltigen und zukünftigen Gedanken auf weitere Bereiche.

Kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine im Februar 2022 meldete Russland, seine Armee habe einen Staudamm am Nord-Krim-Kanal bombardiert. Diesen Damm hatte die Ukraine nach der russischen Annexion der Krim 2014 errichtet und der Halbinsel auf diese Weise regelrecht den Hahn abgedreht: Die lebenswichtige Wasserversorgung des besetzten Gebietes war damit blockiert, massiver Wassermangel die Folge. Gemeinsame Wasserressourcen können aber auch eine Chance für eine friedliche Zusammenarbeit sein. Selbst auf der Krim hätte die internationale Gemeinschaft, wenn sie Russland und die Ukraine in die Lösung der humanitären Wasserfrage einbezogen hätte, ein Forum für beide Staaten bieten können, um zu verhandeln und Lösungen zu suchen - für das Wasserproblem, aber auch für andere Probleme.

In der Ukraine hätte eine Einigung auf die humanitäre Frage der Wasserversorgung der Krim vielleicht dazu beitragen können, die Spannungen entlang genau dieser Kluft zu verringern? Die NATO und der Westen haben vielleicht eine Gelegenheit verpasst, die Spannungen in der Region abzubauen.

In Umweltfragen zusammen zu arbeiten, ist oftmals nicht so schwer. Armenien und die Türkei unterhalten keine diplomatischen Beziehungen. Gemeinsam sind sie aber Eigentümer eines Staudammes, welcher an ihren Grenzen liegt und aus der Sowjetzeit stammt.

Wassersparen lohnt sich!

Der respektvolle und effiziente Umgang mit unserem Wasser schont nicht nur die Ressource selbst, sondern hat immer auch einen direkten und positiven Effekt auf die Umwelt und auf die Energiekosten in unserem Haushalt. Der Mensch selbst besteht zu ungefähr 60 Prozent aus Wasser. Ohne Trinkwasser können wir nur wenige Tage überleben. Darum ist Wasser Leben, und mit unserem Wasser sollten wir deshalb so sorgsam umgehen, wie mit unserem Leben.

Ich gehe bewusster damit um und lasse den Wasserhahn nie unnötig laufen. Ressourcen sparen, ohne auf etwas zu verzichten. Wir sollten alles tun, dass auch zukünftige Generationen jederzeit und überall ausreichenden Zugang zum Naturprodukt Wasser haben. Immer frisch, immer natürlich, immer verfügbar.

Zum Wohle mit einem Glas frischem und sauberem Wasser. Ich wünsche uns allen schöne Frühlingsmomente und verbleibe mit herzlichen rotarischen Grüssen.