Nachhaltigkeit – ein Begriff, der heute in aller Munde ist. Doch was bedeutet es wirklich, nachhaltig zu sein?
Historisch gesehen war Nachhaltigkeit oft mit dem schonenden Umgang von Ressourcen verbunden, sei es in der Landwirtschaft oder in der Forstwirtschaft. Unsere Vorfahren verstanden unter Nachhaltigkeit das Prinzip, nicht mehr zu verbrauchen, als nachwächst. In der Gegenwart hat sich das Konzept erweitert und umfasst ökologische, ökonomische und soziale Dimensionen. Heute bedeutet Nachhaltigkeit, dass wir Verantwortung für unsere Umwelt, unsere Gesellschaft und die Zukunft unserer Kinder übernehmen. Und wie wird sich Nachhaltigkeit in der Zukunft anfühlen? Hoffentlich als eine Selbstverständlichkeit, eingebettet in alle Aspekte unseres Lebens und Handelns.
Nachhaltigkeit im eigenen Leben
Nachhaltigkeit im persönlichen Leben kann als Verzicht verstanden werden – ein Verzicht, der zugleich ein Gewinn darstellt. Noch mehr Geld verdienen? Wozu eigentlich? Investieren wir unser Geld lieber in die Zukunft: in Bildung, in Gesundheit oder in langlebige Produkte, die sich immer wieder reparieren lassen. In meiner Freizeit repariere ich alte Gegenstände, Autos, Maschinen und generell Dinge, die früher für die Ewigkeit gebaut wurden, während heutige Konsumgüter oft nach wenigen Monaten im Müll landen und das Nachhaltigste daran die Kartonverpackung ist. Früher hielten Kochherde, Kühlschränke und Abwaschmaschinen 25-30 Jahre, heute sind sie nach 25 Monaten defekt mit dem Hinweis «Reparatur lohnt sich nicht». In Zukunft könnten Berufe, die sich auf Reparaturen spezialisieren, eine nachhaltige Einkommensquelle sein – es gibt immer etwas zum Flicken!
In meinem beruflichen Umfeld als Bauherrenberater sehe ich, dass die Sanierung von Gebäuden oft ökologisch sinnvoller ist als ein Neubau, wenn man den Primärenergieeinsatz über den gesamten Lebenszyklus betrachtet. Viele Bestandsgebäude in der Schweiz haben eine hochwertige Bausubstanz. Die Reduktion von grauen Emissionen durch CO2-Optimierungen und der Einsatz ökologischer Baustoffe nach dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft machen Immobilien fit für die kommenden Jahrzehnte.
Nachhaltigkeit im Umgang mit Mitmenschen
Nachhaltigkeit hat auch eine soziale Komponente. Wie gehen wir mit unseren Mitmenschen um? Brücken bauen zwischen Alt und Jung, Stadt und Land – diese Aspekte verdienen mehr Beachtung. Respekt und Anstand gegenüber der älteren Generation, Achtung der Landwirtschaft und der Wert der Gemeinschaft sind essenziell. In einer Zeit, in der die Gesellschaft immer mehr gespalten scheint, ist es wichtiger denn je, Brücken zu bauen und Dialoge zu fördern. Rotary Clubs bieten hier eine hervorragende Plattform, um Netzwerke zu knüpfen und gemeinsam an einer besseren Welt zu arbeiten.
Nachhaltigkeit in der Führung von Rotary Clubs
Was bedeutet Nachhaltigkeit für die Führung unserer Rotary Clubs? Sind unsere Projekte langfristig angelegt und haben sie einen nachhaltigen Nutzen für die Gemeinschaft? Oft sind es die kleinen, kontinuierlichen Massnahmen, die den grössten Unterschied machen. Eine nachhaltige Clubstrategie, die das Denken in der Gegenwart mit der Einbeziehung der Vergangenheit und der Ausrichtung auf die Zukunft verbindet, kann wahre Wunder bewirken und unseren Clubs und der Organisation eine starke Zukunft sichern.
Eine kritische Selbstreflexion
Nun zur kritischen Frage: Sind wir als Organisation ROTARY nachhaltig genug? Wenn wir ehrlich sind, gibt es immer Raum für Verbesserungen. Nachhaltigkeit ist ein fortlaufender Prozess, der ständige Selbstreflexion und Anpassung erfordert. Denken heisst für mich, mit sich selbst zu diskutieren. Oder, um es als Frage zu formulieren: Diskutieren wir ausreichend mit uns selbst über unsere Entscheidungen und deren Konsequenzen? Eine Lebensweisheit, die ich auch im Beruf anwende, ist die einfache Erfolgsformel «e * b³», was bedeutet: «einfach es birre bitzeli besser». Ein guter rotarischer Freund Urs lebt treffend vor: «Es Guets git wieder es Guets!»
Fazit
Nachhaltigkeit ist mehr als ein Schlagwort – es ist eine Lebensweise, die unser Handeln durchdringen sollte. Als Rotarier haben wir die Verantwortung, Vorreiter in dieser Bewegung zu sein. Lassen Sie uns diese Herausforderung annehmen, kritisch hinterfragen und unser Handeln zum Wohle der Gesellschaft und Umwelt verbessern. Was brauchen wir wirklich, um glücklich zu sein? Gesundheit, Zufriedenheit und Anerkennung kann man nicht kaufen.
Nachhaltigkeit ist aber auch individuell. Meine Frau Jacqueline und ich verbringen unsere Sommerferien 2024 zu Hause am Rickenpass, entdecken die Schönheit der Umgebung und erleben gemeinsam Neues. Solche nachhaltigen Auszeiten bieten uns wertvolle Momente und stärken unsere Verbundenheit zur Heimat. Jeder kann auf seine Weise (s)einen Beitrag leisten und Nachhaltigkeit in die persönliche Planung einbeziehen.
Sind wir nachhaltig genug? Diese Frage sollten wir uns immer wieder stellen, um als Organisation zu wachsen und einen echten Unterschied zu machen.