Spannend waren auch andere Veränderungen in dieser Zeit, wie beispielsweise bei den zwei Pilotprojekten von Rotary International im United Kingdom sowie Australien und den umliegenden Ländern. Dort geht es vor allem darum gegen den Mitgliederschwund zu kämpfen. Bei meinem Amtsantritt wurde ein Projekt «Shaping Rotarys Future» propagiert, welches eine völlige Neuorganisation zum Ziel hatte. Dieses haben wir begraben und durch einen realistischen Ansatz ersetzt. Es gilt, Rotary sukzessive weiterzuentwickeln und den regionalen Bedürfnissen mehr Rechnung zu tragen.
Zu meinen Highlights gehörten das Institut in Prag, welches noch unter erschwerten Bedingungen stattfand und einer der grösseren Rotary-Anlässe war seit dem Ausbruch der Pandemie sowie das erfolgreiche Institut in Basel, das dank unseres grossartigen Teams sehr positive Auswirkungen hatte. Auch die Convention in Houston und die Assembly in Orlando werden mir in sehr guter Erinnerung bleiben.
Des Weiteren gehörten meine Reisen in den Libanon, nach Indien, Pakistan und Uganda definitiv zu den besonderen Erfahrungen der letzten zwei Jahre. Hervorheben möchte ich hier die Reise in den Libanon, wo wir nach der Explosion im Hafen geholfen haben, Spitäler wieder aufzubauen. Es war sehr eindrücklich zu sehen, wie Rotary- und Rotaract-Mitglieder vor Ort unter schwersten Bedingungen Hilfe leisteten.
Das hört sich nach einer sehr spannenden und abwechslungsreichen Zeit an. Wie wird man eigentlich RI Director und was sind die Voraussetzungen?
Wer sich zur Wahl stellt, muss Distrikt Governor gewesen sein und das muss mindestens drei Jahre zurückliegen. Man muss zudem Convention- und Institut-Besuche vorweisen können. Es läuft dann so ab, dass ein Club einen Kandidaten oder eine Kandidatin vorschlägt. Gibt es mehrere, wird ein standardisiertes Assessment durchgeführt. Jeder Kandidat und jede Kandidatin reicht ausserdem zwei A4-Seiten ein, auf denen er oder sie sich vorstellt. Die Vertretungen von jedem Distrikt der Zone wählen dann den Director.
Wie viele Mitbewerbende hattest du vor zwei Jahren?
Ich hatte zwei Mitbewerberinnen, die fairerweise meine Wahl akzeptiert haben. Es ist nämlich auch möglich, Einspruch zu erheben. Das war bei mir aber nicht der Fall. Wir arbeiteten seither auch konstruktiv zusammen.
Was sind denn die Hauptaufgaben eines RI Directors?
Grundsätzlich soll ein Director Rotary fördern und dafür sorgen, dass sich Rotary weiterentwickelt. Dazu gehört zum Beispiel, die nötigen Voraussetzungen für Distrikte und Clubs zu schaffen, damit sie ihre Aufgaben erfüllen können. Auf der strategischen Ebene wirken wir an der Fortschreibung der Legislation mit. Das geschieht laufend auf Verordnungsstufe durch die Fortschreibung des Code of Policies. Für die Gesetzesebene (Bylaws) und Verfassung ist das rotarische Parlament, das Council of Legislation (CoL), zuständig. Dieses tagt alle drei Jahre, das nächste Mal im Jahr 2025. Das Board of Directors hat die Möglichkeit, Anträge beim CoL einzureichen. Ich war in dem Komitee, welches die Anträge für das CoL 2022 vorbereitet sowie Anträge des Board of Trustees und der Distrikte evaluiert hat. Wohl am wichtigsten waren die Beschlüsse bezüglich der Pilot-Projekte. Nebst strategischen Belangen befasst sich das Board mit dem Budget, laufenden Tätigkeiten der Committees und der Administration.
Das Board fungiert zudem als Bindeglied zwischen Rotary International, den Distrikten und den Clubs. Wir kümmern uns um Interessen und Anliegen der Clubs und Distrikte, wobei wir das Gesamtinteresse von Rotary International zu wahren haben. Wir arbeiten dabei eng mit den sogenannten Regional Coordinators, von denen es fünf pro Zone gibt, zusammen. Sie nehmen die fachliche Beratung der Clubs und Distrikte in den Bereichen Mitgliedschaft (PDG Anke Schewe), Public Image (Rot. Bernd Meidel), Foundation (PDG Markus Denzel), Grossspenden (Andreas Prager) und Polio (PDG Urs Herzog) wahr. In den Zonen 15 und 16 habe ich zusammen mit Holger Knaack und meinem designierten Nachfolger Hans-Hermann Kasten ein Regionalteam gegründet, dem die Regional Coordinators angehören. Gemeinsam sind wir stärker und können so den regionalen Bedürfnissen besser Rechnung tragen. Ausserdem war und ist es mir ein Anliegen, dass wir für jede dieser Positionen mit Assistenten in allen Ländern vertreten sind.
Zu den weiteren Aufgaben des Boards gehört es, Medienanfragen zu bearbeiten, sowie Repräsentations- und Schulungsaufgaben wahrzunehmen. Wir gehen beispielsweise an Assemblies, den Weltanlass für künftige Governors, Conventions und Trainingsseminare, vertreten die Weltpräsidentin oder den Weltpräsidenten und besuchen Distriktanlässe.
Dann kommen die Anliegen der Clubs und Distrikte in deinen Zonen über die Regional Coordinators zu dir? Wie können wir uns das in der Praxis vorstellen?
Anliegen kommen von den Distrikten entweder direkt zu mir oder zu den Regional Coordinators. Sie gelangen aber auch über den die Governorräte von Deutschland sowie Schweiz-Liechtenstein zu mir. Ich treffe mich ebenfalls regelmässig mit Vertretungen der Governorstaffel aus den Niederlanden und Belgien. Ich habe allen empfohlen, sich Gedanken über die Zukunft zu machen. Seither stehe ich auch im Dialog mit den seither entstandenen strategischen Ausschüssen.