Friede, Verständnis und Toleranz sowie Sicherheit und Interesse bilden eine wertvolle Grundlage der rotarischen Idee und waren von Beginn an zentrales Anliegen von Rotary. Vor über 100 Jahren, an der Weltkonferenz 1921 in Edinburgh, wurde «Friedensförderung» in der rotarischen Verfassung verankert.
Seither wurden bei Rotary viele weitere Ideen geboren und erfolgreich umgesetzt, welche bis heute einen wichtigen Beitrag zur internationalen Völkerverständigung bilden: So organisierten zum Beispiel rotarische Kommissionen in den Dreissigerjahren länderübergreifende Treffen zwischen Rotariern, mit der Zielsetzung, «Freundschaften aufbauen» und «Freundschaften pflegen». Aus dieser mutigen Idee entstanden die ersten Länderausschüsse (Comités Inter Pays, CIP). Im Jahre 1940 diskutierten in Havanna, der Hauptstadt von Kuba, Rotarier gemeinsam über Menschenrechte, und bereits vier Jahre später, also im Jahre 1948 wurden sie von der UNO (Vereinten Nationen) eingeführt. Eine 1942 von englischen Rotariern organisierte Friedenskonferenz bildete den Vorläufer zur 1946 gegründeten UNESCO (Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation). An der konstituierenden Sitzung der UNO in San Francisco nahmen 49 Rotarier teil und schrieben damit Geschichte.
Historisch gesehen ist die Schweiz die Wiege der UNO, da der UNO-Vorgänger, der Völkerbund, während seines Bestehens zwischen 1920 und 1946 seinen Sitz in Genf hatte. Und seit September 2002 ist die Schweiz ein aktives, innovatives Mitglied der UNO. So bietet sich uns Schweizern die Möglichkeit, zur Lösung globaler Probleme beizutragen und unseren Teil der Verantwortung für eine positive Entwicklung des Weltgeschehens als Schweizer wahrzunehmen. Genf bildet mit dem wichtigsten UNO-Sitz in Europa, neben New York eines der beiden grossen Zentren der multilateralen Zusammenarbeit (weitere Amtssitze stehen in Nairobi und in Wien). Das «internationale Genf» verleiht der Schweiz ein politisches Gewicht, das höher ist, als es die Grösse unseres Landes erwarten lässt, und so tragen wir zur Umsetzung unserer gemeinsamen aussenpolitischen Ziele bei.
Heute arbeitet Rotary weltweit mit nationalen und internationalen Organisationen und Kommissionen zusammen wie etwa UNO, UNESCO, UNICEF, UNCHS, UNEP, FAO und WFP, ESCAP, Weltbank, Europarat und anderen. Als eine der grössten humanitären Organisationen der Welt hat Rotary den Frieden zum Zentrum unserer globalen Mission gemacht.
Wir schliessen uns der Forderung der internationalen Gemeinschaft nach einem sofortigen Waffenstillstand, dem Abzug der russischen Streitkräfte und einer Wiederherstellung der diplomatischen Bemühungen um eine Lösung dieses Konflikts in der Ukraine, durch einen Dialog an. In den letzten zehn Jahren haben Rotary Clubs in der Ukraine, in Russland und den angrenzenden Ländern vorhandene Meinungsverschiedenheiten zwischen den Staaten abgebaut und sich aktiv an Friedenskonsolidierungsprojekten beteiligt, um Völkerverständigung zu fördern und den Opfern von Krieg und Gewalt zu helfen. Generell darf gesagt werden, dass überall, wo sich Rotarier verschiedener Länder treffen, wie etwa an Weltkonferenzen, ein Beitrag zur Völkerverständigung und somit zur aktiven Friedensförderung geleistet wird.
Um dem Thema Frieden einen festen Platz einzuräumen, wurde der Februar zum «Monat des Friedens und Konfliktverhütung/Konfliktlösung» erkoren. Alljährlich wird zudem der Geburtstag von Rotary am 23. Februar, als Tag des Friedens und des internationalen Verständnisses geehrt. Wir sollten uns dabei bewusstwerden, dass in Zukunft eine Kooperation mit Nachbarn ein guter Eigenschutz darstellt, als Beitrag für eine freie Welt. Zu Beginn des neuen Jahres 2023 gibt es allerdings wenig Aussichten auf Verhandlungen für einen dauerhaften und für einen gerechten Frieden. Dennoch müssen beide Seiten so rasch wie möglich einen Dialog anstreben. Verhandelt wird, sobald beide Seiten zur Einsicht kommen, dass sie Sicherheit und ihre Interessen am Tisch besser wahren können als auf dem Schlachtfeld. Sicherheit ist immer auch die Sicherheit des Gegenübers. Sicherheit und Friede könnten sonst – neben der Klimakrise – zur Überlebensfrage der Menschheit werden
Vielleicht gelingt es uns Rotariern dahin zu wirken? Ich glaube es und ich setze mich dafür ein.