Der Monat Januar steht bei Rotary im Zeichen des Berufsdienstes. Der Berufsdienst ist manchmal schwierig zu definieren, eigentlich aber leicht zu beschreiben: Kurz, es ist der Punkt im Leben, an dem sich unser rotarisches und berufliches Leben überschneiden. Wenn wir unsere Rotary-Ideale in unsere Arbeit einfliessen lassen, dann ist das bereits gelebter Berufsdienst.
Im Berufsdienst stellen wir als Rotarier und Rotarierinnen unsere beruflichen Fähigkeiten und Erfahrungen zur Verfügung. Um auszubilden, um anzuleiten und um zu beraten sowie um Diskussionen über Werte und berufsethische Fragen im Beruf und im täglichen Leben zu fördern.
Unsere gemeinsame Berufsvielfalt ist einzigartig und auch eine besondere Stärke von Rotary, denn sie spiegelt sich in unserem Klassifizierungssystem wider. Damit wollen wir sicherstellen, dass in den verschiedenen Clubs die vielfältige Berufspalette des Gemeinwesens repräsentiert werden und bleiben.
Paul Harris hat es in etwa wie folgt formuliert: «Jeder Rotarier ist das Bindeglied zwischen dem Idealismus von Rotary und seinem Beruf.» Das galt damals als er es sagte, und es gilt nach meiner Auffassung auch heute noch. Wir investieren wenige Stunden pro Kalenderwoche in unsere rotarischen Zusammenkünfte, ganz im Gegensatz zu unserem Berufsleben. Dort investieren wir als Berufstätige die meiste Zeit. Dank Rotary werden diese wenigen Stunden auch eine Gelegenheit für den Dienst: eine Chance, die Inspiration für diejenigen zu sein, mit denen wir zusammenarbeiten, also für die Gemeinschaften, in der wir tätig sind.
Für Menschen auf der ganzen Welt gibt es zahlreiche Gründe, Rotary beizutreten. Seit 2007 darf ich mich zu den Mitgliedern zählen. Für mich ausschlaggebend für den Beitritt war unter anderem, dass Rotary so viele Möglichkeiten bietet, die eigene Karriere und die eigene Persönlichkeit zu fördern und gleichzeitig etwas an die Gesellschaft und somit an die Gemeinschaft zurückzugeben.
Seinerzeit hat mir mein damaliger Chef, Rotarier und Vorgesetzter Danny den Wert einer Rotary-Mitgliedschaft beim RC Zürich-Flughafen vermittelt. Er lehrte mich, wie Rotary helfen kann, Beziehungen aufzubauen und potenziellen Kunden und Partnern aufzuzeigen, dass wir ehrenhafte Berufsleute sind. Wir vertreten Werte, die noch über das hinausgehen, was unser Beruf ohnehin erfordert. Wir vertreten zudem die Haltung, die gesamte Gesellschaft - über Umwelt, Politik bis Kultur - im Auge zu behalten und nicht nur eine hervorragende Arbeit abzuliefern.
Das Engagement von Rotary für den Berufsdienst basiert auf den höchsten ethischen Standards und der Anerkennung der Würde aller Berufe von Rotariern als Chance, der Gesellschaft zu dienen. Dieser letzte Punkt ist für mich nach wie vor sehr wichtig und zentral. Egal, welche berufliche Tätigkeit wir ausüben, wir alle leisten einen wesentlichen Beitrag in unserem Umfeld, wenn wir unsere Arbeit mit Integrität ausführen und uns stets an die Vier-Fragen-Probe halten.
Ich habe es mir als Rotarier im Ehrenamt stets zur Aufgabe gemacht, die Anforderungen von Rotary mit beruflichen und familiären Verpflichtungen in Einklang zu bringen. Jeder Rotarier sollte aus freien Zügen und ohne Zwang mehr Zeit investieren, als es ein Ehrenamt verlangt. Dafür gibt es für mich verschiedene Gründe.
Einer davon ist, dass unser Wirken, welches wir bei unserer täglichen Arbeit im Beruf leisten, für Rotary gleich wichtig und entscheidend ist wie die Arbeit, die wir in der Organisation leisten. So tragen wir die gemeinsamen Rotary-Werte überall in uns, und unser beruflicher Erfolg hilft dabei, mit unserem Auftreten in Beruf und Gesellschaft, Rotary gegen aussen positiv zu repräsentieren.
Dies ist wichtig für unsere Bemühungen, neue und jüngere Mitglieder zu erreichen und zu gewinnen. Wir sollten dabei eine Vereinigung sein, wo sich niemand entscheiden muss, entweder ein guter Rotarier oder ein gutes Familienmitglied, ein erfolgreicher Geschäftsinhaber, Manager oder Angestellter zu sein. Wenn wir im Berufsumfeld engagierte junge Leute fragen, ob sie sich Rotary anschliessen wollen, sollten wir sie nicht bitten müssen, ihre Zeit und Freiheit aufzugeben. Wir sollten sie mit einer Erfahrung belohnen, die alles, was sie bereits machen, noch inspirierender macht. Wir sollten ihnen eine sinnvolle Aufgabe übertragen und wir sollten die Mitglieder fragen, was sie von Rotary erwarten. Rotary ist, sagte mir Walter, ein Gründungsmitglied im RC Zürich-Flughafen, eine Investition in die Zukunft. Man investiert in jungen Jahren (auch) in sich und in Rotary und erhält später ein Vielfaches zurück. Insbesondere im Alter, wenn man bei wöchentlichen Treffen unter Berufstätigen im Austausch steht und geistig jung und aktiv bleibt. Geistige Fitness ist die Basis für Gesundheit. Seit diesem Verständnis investiere ich meine Zeit sehr gerne in Rotary!
Ein grösseres Gleichgewicht innerhalb von Rotary zu schaffen, hat noch einen weiteren Vorteil: Es eröffnet anderen Rotariern einschliesslich Rotaractern die Möglichkeit, ihre Führungsrolle bei Projekten und in Kommissionen zu stärken. Dadurch wird sichergestellt, dass sie weiterhin in unseren Clubs engagiert sind und sich für ein Leben als Rotarier engagieren.
Rotary wird auf der ganzen Welt für seinen beruflichen Dienst und für die bewährten Werte, die wir in allen Geschäftsbeziehungen verankern, bewundert. Denken wir daran, dass der Berufsdienst ein entscheidendes Argument für potenzielle Mitglieder bleibt, wenn wir uns weiter für das Wachstum von Rotary einsetzen.
Rotary verbindet die Welt und Rotary eröffnet Möglichkeiten: Indem wir Menschen in allen Berufen und auf verschiedenen Karrierestufen den Berufsdienst von Rotary näherbringen, tragen wir dazu bei, unsere Organisation zu stärken und vielfältiger zu gestalten. Also stellen wir uns eine Welt vor, die immer wieder unseren besten Einsatz braucht in der wir jeden Tag mit dem Wissen aufstehen, dass wir etwas verändern können. Wir alle haben Träume, die Umsetzung dieser ist eine Entscheidung, die wir treffen.
Und nein, ich habe keine Vorsätze für das Jahr 2023 gemacht. Wir sollten uns der Vorstellung des Immer-mehr-Wollens und des Immer-schneller-Wachsens abschwören, wenn wir in Zukunft alle friedlich und fair mit – und nebeneinander existieren wollen. Manchmal tut es gut, sich am Ende des Jahres darauf zurückzubesinnen, dass wir sind, was und wie wir sind. Diese Erkenntnis hat für mich etwas Entspannendes und macht mich mit dem, was ich habe, bescheidener aber auch glücklicher.
Ganz in diesem Sinne wünsche ich Ihnen alles Gute im 2023!
Daniel Marbot
Distrikt Governor 2022/2023