Den Jugendaustausch über den Berg bringen

dinsdag 27 april 2021

Von Noah Gabathuler

Mitten in der Corona-Pandemie hat Susanne Bokorny die Geschäftsleitung des Rotary Jugendaustauschs CH/FL übernommen. Wer ist die Nachfolgerin von Ursula Gervasi und wie führt sie den Jugendaustausch durch die Krise?


Susanne Bokorny, was verbindet dich mit dem Rotary Jugendaustausch?
Ich bin 2017 als Inbound-Koordinatorin in den Verein Rotary Jugendaustausch CH/FL eingetreten. Zuvor hatten wir bereits einen Austauschschüler aus Mexiko bei uns in der Familie aufgenommen – mittlerweile sind es insgesamt sieben Jugendliche aus allen Ecken der Welt. Die verschiedenen Kulturen so hautnah erleben zu können, erachte ich als sehr wertvoll und bereichernd. Zwei unserer Söhne haben einen Jugendaustausch absolviert und mein Mann ist seit einigen Jahren Beauftragter des Jugenddienstes in seinem Rotary Club.               

Als du die Geschäftsleitung im Sommer 2020 übernommen hast, war die Corona-Pandemie schon omnipräsent. Wie hast du deine Einführung erlebt?
Mir wurde die Stelle als Geschäftsleiterin bereits bei meinem Eintritt als Inbound-Koordinatorin in Aussicht gestellt. So habe ich Ursula Gervasi immer mit wachen Augen begleitet. Stück für Stück konnte ich mich an meine neue Position gewöhnen. Beim Ausbruch der Pandemie haben wir uns gegenseitig unterstützt.

April und Mai 2020 waren sehr intensiv, da es viele Schweizer Outbounds gab, die zurückkehren wollten. Sie standen fast am Ende ihres Austauschjahres und unsere Herausforderung war es nun, sie kurzfristig in die Schweiz zurückzuholen. Das Engagement vieler Gasteltern war gross – sie haben teilweise abenteuerliche Reisen unternommen, um ihre Gastkinder zum jeweiligen Flughafen zu bringen.

Mit einer Prise Humor in die Zukunft – Susanne Bokorny bewahrt eine gewisse Leichtigkeit.

Susanne Bokorny und zwei ihrer Gasttöchter am Flughafen Zürich 2019

Rotary International hat Ende März bekanntgegeben, dass bis im Sommer 2022 kein Jugendaustausch stattfindet. Wie kann dieses wichtige Rotary-Programm trotzdem weiterhin bestehen?
Die Nachricht von Rotary International kam zwar nicht ganz unerwartet, aber trotzdem war es ein Schock. Dank der Unterstützung von Rotary und der Kurzarbeitsentschädigung können wir das Geschäft aufrechterhalten. Die Umstände haben auch eine positive Seite: Bei Normalbetrieb wäre es zum Beispiel schwierig gewesen, unsere neue Datenbank einzuführen. Ausserdem können wir diese Zeit für die Image-Pflege nutzen. Der Jugendaustausch steht auch jetzt nicht still. Es gibt bereits mehr als 30 Jugendliche, die ihren Aufenthalt auf nächstes Jahr verschoben haben. Auch sind schon Anmeldungen für das Jahr 2023 eingetroffen und die Beratungsarbeit braucht es nach wie vor. 

Wieso ist der Jugendaustausch von Rotary aus deiner Sicht «too valuable to be failed»?
Ich habe dank meiner Arbeit Einblicke in verschiedene Jugendaustausch-Organisationen erhalten. Rotary zeigt ihnen gegenüber verschiedenste Vorteile. Zunächst gilt es zu sagen, dass Rotary ein sehr günstiges Programm anbietet. Die Betreuung ist ausgezeichnet und das Rotary-Netzwerk trägt den Jugendaustausch. Das hat sich gerade in der Pandemie gezeigt, die Unterstützung war grossartig. Mit dem Jugendaustausch leistet Rotary einen Beitrag zur Völkerverständigung und zum Weltfrieden – das sind keine leeren Floskeln! 

Die neue Geschäftsleiterin des Rotary Jugendaustauschs Schweiz / Liechtenstein
Susanne Bokorny hat in Deutschland eine kaufmännische Ausbildung gemacht und berufsbegleitend Betriebswirtschaft studiert. 2003 ist sie mit ihrer Familie in die Schweiz gezogen. Fast fünf Jahre hat Susanne Bokorny eine Erwachsenenbildungsinstitution geleitet. Seit Sommer 2020 ist die ehemalige Inbound-Koordinatorin Geschäftsleiterin des Vereins Rotary Jugendaustausch Schweiz / Liechtenstein.