Boris Blaser: «Der Distrikt hat sich stark weiterentwickelt, ist fortschrittlicher geworden und dadurch auch selbstständiger»

domenica 2 aprile 2023

von Janine Keller

Wer in den letzten Jahren an einer Distriktkonferenz unseres Distrikts teilgenommen hat, dem ist Boris Blaser (RC Diesldorf) sicherlich ein Begriff, denn er präsentiert die jeweils trockenen Distriktfinanzen mit einer solchen Prise Humor, dass man sich auf diesen Teil der Konferenz gar freut. Auf Juni 2024 möchte Boris nun allerdings zurücktreten. Wir haben ihn deshalb einmal gefragt, was eigentlich im Hintergrund der jährlich präsentierten Zahlen alles läuft.

Boris, wie lange bist du bereits Distriktkassier im Distrikt 2000?

Ich bin bereits seit sieben Jahren Distriktkassier. Im Rotary-Jahr 2023/2024 werde ich mit Thomas Hunziker den achten Distrikt Governor begleiten.

Du hörst im Juni 2024 auf. Was hat dich motiviert, dieses Amt so lange auszuführen?

Wenn man ein solches Amt übernimmt, sollte man es schon einige Jahre lang machen. Man braucht ungefähr vier bis fünf Jahre, bis man die ganzen Abläufe und Prozesse im Distrikt gesehen hat und kennt. Es ist vielleicht schon eher aussergewöhnlich, dass ich dieses Amt bereits so lange ausführe, und übrigens auch Ursula Gervasi das Distriktsekretariat. In all den Jahren wurde es mir aber nie langweilig, vor allem dadurch, dass jede und jeder Governor neue Ideen und Ziele hat, sowie unterschiedliche Vorstellungen der Zusammenarbeit. Die Governors sind sehr erfahrene Personen, von denen man immer wieder etwas lernen kann und ich umgekehrt auch etwas beibringen durfte.

Wie kam es denn überhaupt dazu, dass du dich als Distriktkassier verpflichtet hast?

Ich wurde von dem damaligen Governor Heinz Eberhard angefragt, ob ich dieses Amt übernehmen würde. Mein Vorgänger war da bereits schwer an Krebs erkrankt und noch während meiner Einarbeitungszeit verstorben. Er war pensionierter Banker und ungefähr 13 Jahre lang Distriktkassier. Ich hatte dann aber nur anderthalb Ordner an Dokumenten mit Informationen zum Amt des Distriktkassiers. Glücklicherweise war Heinz Eberhard ein sehr organisierter Governor mit einem riesigen Rotary-Wissen, sodass wir die Abläufe und Prozesse zusammen erarbeiten konnten. Es gab mir auch die Chance, vieles neu aufzugleisen und frei zu gestalten.

Zurück zu Ursula Gervasi: Sie wird zu einer ähnlichen Zeit wie du ihr Amt als Distriktsekretärin übernommen haben?

Ja, genau. Sie hat ein Jahr vor mir das Distriktsekretariat übernommen. Ursula und ich, obwohl Ursula noch etwas mehr, sind eigentlich das Gedächtnis des Distrikts. Die Zusammenarbeit der Distriktfinanzen und des Distriktsekretariats muss gut funktionieren. Viele Angelegenheiten können wir auch unter uns abklären, damit sie gar nicht erst auf dem bereits sehr vollen Tisch der Governors landen. Ursula und ich funktionieren auch sehr ähnlich, wir sind entscheidungsfreudig und determiniert. Das hilft bei unserer beratenden Funktion der Governors. Allerdings muss ich sagen, dass diese Funktion in letzter Zeit leicht abgenommen hat.

Inwiefern?

Der Distrikt hat sich stark weiterentwickelt, ist fortschrittlicher geworden und dadurch auch selbstständiger. Fortschrittlich in der Hinsicht, dass wir mittlerweile viele jüngere Personen in Ämtern haben, einen höheren Frauenanteil und auch die Kommunikation im Distrikt und in verschiedenen rotarischen Organisationen mehr Priorität erhält. Ich würde sagen, das hat mit Claudia Hendry angefangen, der ersten Frau Governor unseres Distrikts. Seither hatten wir viele Governor, die wie sie sehr auf die Weiterentwicklung und den Fortschritt gepocht haben. Beispielsweise hat PDG Magdalena Frommelt ein wahnsinniges Tempo an den Tag gelegt und viel zum Positiven hin verändert im Distrikt 2000. Auch DG Daniel Marbot bringt vieles voran, er ist ein sehr guter Kommunikator und die nächsten zwei künftigen Governors werden dem in nichts nachstehen. Ich denke, dass das eine sehr positive Entwicklung für unseren Distrikt ist.

Du möchtest ja vom Amt per Juni 2024 zurücktreten. Eine:n Nachfolger:in interessiert sicherlich, was denn die Hauptaufgaben eines Distriktkassiers sind.

Als Distriktkassier behalte ich den Überblick über alle finanziellen Angelegenheiten des Distriktes inklusive Projekte, wie beispielsweise das jährlich stattfindende RYLA, das alle zwei Jahre stattfindende Camp für Jugendliche in unserem Distrikt, Auszahlungen der District Grants, etc. Sämtliche Finanzflüsse des Distriktes inklusive aller Projekte und Nebenschauplätzen laufen über die Distriktskasse und werden von dieser überwacht. Ich unterstütze den Governor und die D-Crew in allen Belangen der finanziellen und rechtlichen Struktur des Vereines und seiner Aufgaben. Ich berate den Governor bei grösseren Ausgaben und erstelle mit dem DGE (District Governor Elect) jeweils im August das Distriktbudget für das jeweilige Governorjahr.

Des Weiteren bin ich als Distriktkassier dafür verantwortlich, dass die Gelder von Rotary International für die Ausgaben des Governors eingereicht und anschliessend genehmigt werden. Ich stelle auch sicher, dass alle Vorgaben von Rotary International erfüllt werden und dass die Jahresrechnung geprüft wird. Der Distriktkassier arbeitet mit dem Distriktsekretariat zusammen und bildet damit zusammen mit den Governors die operative Leitung des Distrikts.

Weshalb möchtest du dein Amt nun abgeben?

Das Amt benötigt Zeit und Flexibilität, man hat jeden Tag mit Rotary zu tun. Ich bin selbstständiger Unternehmer, bin im Familienleben sehr aktiv und habe zusätzliche Verantwortlichkeiten und Projekte. Ich merke, dass ich nach vielen Jahren in diesem Amt meinen eigenen hohen Anforderungen nicht mehr gerecht werde. Zudem finde ich frischen Wind wichtig für den Distrikt.

Welche Vorkenntnisse/Skills sollte dein Nachfolger oder deine Nachfolgerin mitbringen?

Es sollte jemand sein, der oder die im Finanzbereich tätig ist. Ein Treuhänder oder eine Treuhänderin wäre von Vorteil, ist aber nicht zwingend. Zwingend notwendig sind hingegen gute digitale Kenntnisse, vor allem in der Buchhaltung, denn bei uns ist mittlerweile alles digitalisiert. Man sollte auch neue Ideen einbringen und sie mit dem Distrikt zusammen umsetzen können, man muss mitgestalten wollen.

Lieber Boris, vielen Dank für den spannenden Einblick!

Wer Interesse daran hat, das Amt des Distriktkassiers ab Juni 2024 zu übernehmen, kann sich gerne bei Boris Blaser melden: finanzen@rotary2000.ch.

Distriktkassier Boris Blaser präsentiert die Jahresrechnung an der Halbjahreskonferenz 2021. Bild: André Springer