ROBIJ: Brücken bauen zwischen Flüchtlingen und Ausbildungsbetrieben
mercoledì 3 novembre 2021
von Emilio Egger, RC Zürich-Sihltal
Eid Mohammad flüchtete als 15-Jähriger über gefährliche Routen aus Afghanistan nach Europa. Er landete schliesslich in einem Schweizer Asylzentrum für minderjährige Geflüchtete. Sein Traumberuf war damals Polizist. Dieser Beruf ist ihm zurzeit in der Schweiz verwehrt. Dank der ROBIJ Berufsmesse 2018 und einem Netzwerkanlass bei der Zürcher Scherrer Metec AG hatte Eid die Möglichkeit, verschiedene Berufsbilder kennenzulernen, um sich dann 2019 für den Beruf Netzelektriker beim Energie Freiamt in Muri zu entscheiden.
ROBIJ hat nicht nur für Eid Perspektiven für eine private und berufliche Zukunft in der Schweiz erschlossen, sondern auch etlichen anderen Asylsuchenden aus verschiedenen Krisenregionen. Es ist eine Win-Win-Situation, wie Rot. Marianne Hopsch, Leiterin des Vereins ROBIJ am Netzwerkanlass bei der Scherrer Metec AG erklärt. Denn während das Interesse von Schweizer Jugendlichen an handwerklichen Berufen eher verhalten ist, wecken diese Berufe bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund grosses Interesse. Also übernimmt ROBIJ die Funktion als Brückenbauer bzw. als Vermittler zwischen Geflüchteten und klein- und mittelständischen Ausbildungsbetrieben.
ROBIJ Netzwerkanlass im September: Ein Lehrling der Scherrer Metec AG zeigt seine Arbeit.
PDG Reto E. Fritz war beim Netzwerkanlass dabei.
Flüchtlinge über eine handwerkliche Berufslehre in unsere Kultur zu integrieren, verläuft natürlich nicht problemlos. Solche Prozesse verlangen von beiden Seiten beachtliche Toleranz, enorme Geduld und Empathie, um zum Erfolg zu werden. Wie alle Ausbildner bestätigen, ist dabei vor allem die Sprache die grösste Herausforderung. Um die kulturellen Unterschiede mit einem enorm breiten Spektrum anschaulich und leicht verständlich zu konkretisieren, produzierte der Verein ROBIJ acht kurze Lehrfilme mit Themen wie Pünktlichkeit, Respekt oder Outfit. Sie wurden «stumm» produziert, damit sie Flüchtlingen aller Sprachen eindrücklich und humorvoll einige Werte unserer Gesellschaft nahebringen.
Für Rot. Reto E. Fritz (RC Zürich Oberland), iPDG und Vorsitzender des Governorrat Schweiz/Liechtenstein, kommen von diesen Ideen und Veranstaltungen von ROBIJ wertvolle und konkrete Impulse für den Berufsdienst in den Distrikt 2000 Schweiz-Liechtenstein: «Berufsdienst ist eigentlich das zentrale, ursprüngliche Element der Rotary Bewegung! Und ROBIJ setzt diese rotarische Grundidee mit hervorragenden Ideen und mit einem enormen Engagement um!»
Das 1896 gegründete Metallbau-Unternehmen Scherrer Metec AG wird von Rot. Beat Scherrer (RC Zürich-Sihltal) in der 4. Generation geführt. Heute beschäftigt das mittelständische Unternehmen durchschnittlich 80 Mitarbeitende und elf Lehrlinge in den Berufsgruppen Bauspengler, Dachdecker, Flachdachdecker und Zimmermann. Beat Scherrer engagiert sich von Beginn weg für ROBIJ, führt regelmässig Anlässe durch und ermöglicht Flüchtlingen Schnupperlehren in den verschiedenen Berufen seines Unternehmens.
Aktuell beschäftigt er zwei Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak. Beat Scherrer: «Diese Lehrlinge sind hoch motiviert und begabt. Dennoch fordern sie von den Ausbildnern ein beachtliches zusätzliches Engagement. Nicht zuletzt ist es die Sprache, die oft schwierige Situationen schafft und von beiden Seiten Geduld und Einfühlungsvermögen erfordern.»
ROBIJ ist Unternehmern wie Rot. Beat Scherrer über alle Massen dankbar, dass er und seine Mitarbeiter in ihren Betriebsräumen Berufserkundungstage möglich machen. Nur wenn junge Geflüchtete die Lehrberufe anschaulich vermittelt bekommen, können sie sich in der Schweizer Berufslandschaft orientieren. Mit einem Ziel vor Augen geht es dann auch besser mit dem Erlernen der neuen Sprache und der beruflichen Integration in der Schweiz.
Der Abend wurde durch eine Ansprache von Heike Beuschlein, Präsidentin des RC Zürich-City eröffnet.