Wie geht Rotary online, Peter Zwicky?

sunnudagur, 8. ágúst 2021

Von Noah Gabathuler

Der Rotary eClub One wurde 2002 als international erster elektronischer Club gegründet. Past President Peter Zwicky erzählt im Interview von den vielzähligen Projekten des weltumspannenden eClub One und gibt Tipps für Online-Meetings.


Rotary Distrikt 2000: Wieso treten Rotarierinnen und Rotarier dem eClub One (Distrikt 5450, Colorado, USA) bei?

 

Peter Zwicky: Wir wollen primär Leuten eine Möglichkeit bieten, Rotary-Mitglieder zu sein oder zu bleiben, die nicht regelmässig an Lunches teilnehmen können. Auch für mich war dies oft nicht möglich, da ich während der Woche beruflich viel reiste. Die meisten unserer über 60 Mitglieder waren zuvor schon in einem klassischen Rotary Club (sogenannte Terra Clubs). Es gibt auch eClub-Mitglieder, die aufgrund von gesundheitlichen Beschwerden zu uns gewechselt haben. Andere nutzen den eClub als Übergangslösung – und auch einige Past Presidents sowie Past District Governors sind bei uns Mitglieder, da sie ihre Zeit flexibler gestalten möchten. Wir haben also einen grossen Erfahrungsschatz in unserem Club. 


Bei Ihnen wird Community Service grossgeschrieben. Was sind Beispiele für Clubprojekte und wie setzen Sie diese um?

 

In der Regel führen wir unsere Projekte selbst durch. Normalerweise sind es etwa 20 pro Jahr. Das setzt voraus, dass sich Leute aus unserem Club engagieren. Wir haben zum Glück eine ganze Serie davon: Ein Mitglied von uns ist regelmässig in Mexiko und hat sehr gute Verbindungen zu einem armutsbetroffenen Dorf. Dort haben wir vor Kurzem das Dach eines Auffangzentrums repariert. In einem sehr wichtigen Projekt vor ein paar Jahren hat unser Club ein afrikanisches Kind nach Indien geflogen, um es am Herz zu operieren. So konnten wir ein Leben retten.   


Soeben wurde auch ein weiteres Projekt in Indien fertiggestellt. Wir haben durch ein lokales Mitglied gehört, dass es in einem Dorf in Tamil Nadu fünf Witwen hat, die ihre Männer wegen Covid-19 verloren haben. Die Frauen sind mittellos und bekommen keine AHV-Renten oder Ähnliches. Also haben wir allen fünf Witwen je eine Kuh gekauft. Mit der Milch können sie ein wenig Einkommen generieren, um ihre Familie etwas besser zu ernähren. 


Vor seiner Zeit beim Rotary eClub One war Peter Zwicky Mitglied im Rotary Club Zürich Flughafen.

Kühe für Witwen in Indien

Neues Dach und Möbel für ein Auffangzentrum für arme Leute in Mexiko

Wasserbrunnen für ein Dorf ohne fliessendes Wasser in Nigeria

Inwiefern hatte die Corona-Pandemie einen Einfluss auf den eClub One?

 

Bezüglich Kommunikation hat sich die Pandemie praktisch nicht auf unseren Club ausgewirkt. Als eClub trafen wir uns schon zuvor nur virtuell. Während meines Präsidenten-Jahres 2020/2021 habe ich aber vielen anderen Clubs versucht beizubringen, wie man beispielsweise Zoom nutzen kann. Wir machen schon seit Jahren von diesem Tool Gebrauch; allerdings nicht für wöchentliche Treffen, sondern für die monatlichen Board-Meetings sowie gelegentliche regionale Treffen unserer Mitglieder. Normalerweise tauschen wir uns schriftlich über ein Forum auf unserer Website aus. 

 

Können Sie einige Tipps für Online-Meetings mit uns teilen?

 

Viele Clubs sind bei der Umstellung auf elektronische Meetings mit zu grossen Vorstellungen gestartet. Ich versuchte sie darauf hinweisen, dass zuerst vor allem eine saubere Kommunikation sichergestellt werden muss; die Leute müssen sich auf einfache Weise einloggen können. Danach braucht es eine offene Diskussion, an der alle teilnehmen können. Wenn jemand präsentiert, braucht es einen professionellen Aufbau, der leider oft nicht vorhanden ist. In Covid-Zeiten, in der viele isoliert lebten, war der persönliche Austausch viel wichtiger als der Inhalt von Vorträgen. Der Austausch kam oft zu kurz. Ich empfehle zudem, Begleit-Dokumente im Voraus zu verschicken, damit alle Teilnehmenden immer sichtbar sind und die Bildschirme nicht geteilt werden müssen. Lange Wartezeiten wegen technischen Problemen sind keine Gütezeichen von Zoom Meetings: «Keep it simple» ist die beste Regel.

   

In einem Interview mit dem Distrikt 2000 sagte Rotary Director Urs Klemm kürzlich, dass es unter anderem eClubs brauche, damit Rotary auch für jüngere Mitglieder attraktiv bleibt. Wie schätzen Sie das ein?

 

Heute ist es wichtig, den Leuten etwas zu bieten, zumal das Angebot ausgesprochen gross ist. Rotary hat etwas ganz Wichtiges: Es ist eine grosse Gemeinschaft und man fühlt sich weltweit verbunden. Die eClubs sind eine Form, Teil dieser Gemeinschaft zu werden. Rotary kann sich so den Bedürfnissen der jüngeren Bevölkerung anpassen, denn für diese ist elektronische Kommunikation selbstverständlich. Mit den eClubs ist Rotary also in eine gute Richtung gestartet, auch wenn der persönliche Kontakt in einem eClub nie so intensiv sein kann wie in einem Terra Club.

 

Im letzten Rotary-Jahr waren Sie Präsident des Rotary eClub One. Was war ein Highlight aus dieser Zeit?

Ich habe das Glück, dass meine Nachfolge ein Schweizer Co-Präsidium ist. Er wohnt in Engelberg, sie in Zürich. Deshalb habe ich am Ende des Jahres einen Übergabe-Anlass veranstaltet und beide zu mir nach Hause eingeladen. Am Board Meeting nahmen wir alle getrennt teil – niemand wusste, dass nur einige Meter zwischen uns sind. Ich öffnete eine Flasche Champagner und füllte drei Gläser. Alle Teilnehmer dachten, ich müsse diese allein trinken. Mit einem «Zauber-Trick» verschwanden die beiden und wir waren im nächsten Moment alle drei auf demselben Bild zu sehen, was für viele Lacher aus dem Online-Publikum sorgte. 

Eine physische Amtsübergabe im Rotary eClub One … eine Seltenheit.

Peter Zwicky kommt aus einer Textil-Familie in Wallisellen. Nachdem er 1988 die Geschäftsleitung der Firma übernahm, trat er 1990 dem Rotary Club Zürich Flughafen bei. 10 Jahre später leitete er die aus der Zusammenlegung mit einem Konkurrenten entstandene grössere Gruppe und war fortan hauptsächlich im Ausland tätig. Aus diesem Grund wechselte er 2013 zum Rotary eClub One. Seit seiner Pension vor fünf Jahren konnte er sich im eClub One noch stärker den Service-Projekten und der Führung des Clubs widmen.