Als der Nachbarclub RC Vorderamlikon sein 40-jähriges Jubiläum feierte, wurde wieder einmal der Spruch wahr: „Es ist schon alles gesagt worden, aber noch nicht von allen“. Nicht weniger als 17 Redner gratulierten in der Stadthalle von Vorderamlikon per Grußwort dem Club zum Jubiläum. Präsident Bräker beließ es für den RC Redliwil bei fünf Minuten, kurz und knackig. Doch der Repräsentant des Schweizerischen Roten Kreuzes kam auf 29 Minuten, gefolgt von der Inner-Wheel-Präsidentin Donnerbaum, die locker 44 Minuten lang grüßte. Den Schlusspunkt setzte Stadtpräsident Kalbermatten mit einem 60 Minuten langen Gruß. Da war das Buffet längst erkaltet, die Band, die zum Tanz aufspielen sollte, war eingeschlafen, und der Festvortrag von Prof. Dr. Dr. Wolpertinger zum Thema „Das Aristoteleische im Geistesleben von Vorderamlikon“ musste aus Zeitgründen auf das 50-Jahr-Jubiläum verschoben werden.
„Das machen wir besser. Aber wie?“, sagte Monate später Bräker im Vorstand.
Nun ging es um die 60-jährige Charterfeier des RC Redliwil selbst. Past Präsident Bünzli meinte: „Ich sehe schwarz. Donnerbaum und Kalbermatten haben ihr Kommen zugesagt.“
Da meldete sich Kassierer Zysset: „Wir könnten es ja mal mit dem Grüßomaten versuchen. Dann darf jeder nur fünf Minuten sprechen.“
Bräker war begeistert: „Ich bitte um Details“.
„Der Grüßomat wird in das Rednerpult integriert. Nach viereinhalb Minuten blinkt ein rotes Lämpchen und nach exakt fünf Minuten macht es Plopp.“
„Und was passiert dann?“
„Dann wird das Mikrofon automatisch versiegelt und der Grüßomat sagt laut “Wir danken sehr herzlich und nun spricht zu Ihnen…“
Der Kauf eines Grüßomaten wurde einstimmig beschlossen, und als die Feier im Gemeindezentrum von Redliwil begann, hielten sich alle Gastredner brav an die Fünf-Minuten-Vorgabe. Dann erklomm Frau Donnerbaum das Podium. Nach viereinhalb Minuten blinkte das rote Lämpchen, nach fünf Minuten machte es Plopp. Donnerbaum guckte den Grüßomaten kurz böse an, dann trat sie vor das Pult, um mit ihrer tragenden Stimme die Halle weiter zu füllen. Sie kam auf 58 Minuten.
Es folgte Stadtpräsident Kalbermatten. Leider hatte der Computer des Grüßomaten errechnet, dass nun nur noch sieben Sekunden Gesamtredezeit verfügbar waren. Kalbermatten hob an: „Liebe Gäste, verehrter Herr Bräker…“
Es machte Plopp und blechern rief der Grüßomat: „Wir danken sehr herzlich“.
Bräker wollte in den Boden versinken. Ausgerechnet der Stadtpräsident!
Eine Katastrophe. Doch das erschöpfte Publikum dankte Kalbermatten für seinen Auftritt mit frenetischem Beifall. Der Stadtpräsident badete ein wenig in der Menge und drückte dann Bräker strahlend die Hand:
„Mein Lieber, so müssen Reden sein – kurz und knackig!“
Verfasser: Alexander Hoffmann / Erich Gerber