Global Grant für Masterarbeit zum Thema Autismus

dimanche 6 avril 2025

Janine Keller, aktualisiert am 15.04.2025

Haben Kinder von Migranten und Flüchtlingen ein erhöhtes Risiko,  von Autismus betroffen zu sein? Beeinflusst Multikulturalismus die Entwicklung? Diese Fragen inspirierten die 27-jährige Amerikanerin Nasriya Witt, ihre Masterarbeit zum Thema Autismus und neurologische Entwicklung an der Universität Zürich zu schreiben. Da es in den Rotary-Schwerpunkt «Disease Prevention and Treatment» fällt, bekam sie für die Dauer eines Jahres einen Global Grant. Unterstützung erhielt sie dabei vom Rotary Club Fredericksburg aus Texas, USA, und seinem Partnerclub, dem Rotary Club Au am Zürichsee. Im Interview erzählt sie, wie sie auf das Thema ihrer Masterarbeit kam und wie zwei Rotarierinnen ihr bei der Beantragung des Global Grants besonders zur Seite standen.

Nasriya, wie kam es dazu, dass du dich intensiv mit dem Thema Autismus beschäftigst?

Alles begann mit einem Sommercamp für Kinder mit Behinderungen in Texas. Ich war damals 14 Jahre alt und meldete mich als freiwillige Helferin an. Unter den Kindern war auch ein 14-jähriges Mädchen mit Autismus. Das Mädchen war nonverbal, sprach also nicht. Das hat mein Interesse geweckt und ich habe mich daraufhin im Internet zu Autismus-Störungen informiert. Dabei bin ich auf eine Information gestossen, die mich überrascht hat: Wissenschaftler wissen nicht, warum Autismus in Menschen auftritt. In meinem Senior-High-School-Jahr zwei Jahre später bot sich mir die Gelegenheit, im Labor von Dr. Georgianna Gould an der UT Health, wo zum Thema Autismus geforscht wurde, zu arbeiten. Ich nutzte sie und arbeitete da während fünf Jahren.

Die Inspiration für das Thema meiner Masterarbeit entstammt einer Kombination meines Interesses für Psychologie und für geflüchtete Menschen. Während der Corona-Pandemie arbeitete ich in einem Flüchtlingslager, was einen bleibenden Eindruck bei mir hinterliess. Nachdem ich einen Bachelor in Biologie und Psychologie absolvierte, zog ich nach Oldenburg um meinen Master in neurokognitiver Psychologie zu machen.

Wie hast du von Rotary und der Möglichkeit eines Stipendiums erfahren?

Davon habe ich durch die Erwägung eines Stipendiums des Fullbright-Programms aus den USA erfahren. Zum damaligen Zeitpunkt war ich bereits für mein Masterstudium in Deutschland. Ursprünglich wollte ich auch in Deutschland meine Masterarbeit schreiben. Wichtiger als der Ort war mich jedoch ein Projekt finden, das sich mit meinen Interessen deckt. Als feststand, dass ich meine Masterarbeit bei Professor Langer an der Universität Zürich schreiben kann, merkte ich, dass ich zusätzliches Funding benötige. Also habe ich mich nach einem Stipendium im Ausland erkundigt. Das Fullbright-Programm in den USA erteilt zwar Stipendien, aber Rotary ist international und entspricht mehr meinen Vorstellungen und Werten.

Die Anforderungen für einen Global Grant sind hoch. Hast du Unterstützung von deinem Sponsorclub in Texas erhalten?

Ja, vor allem Jane Burton, Mitglied beim Rotary Club Fair Oaks Ranch und Global Scholaship Chair des Distrikt 5840, in dem auch der Rotary Club Fredericksburg angesiedelt ist, hat mich beim Verfassen und Einreichen der Bewerbung stark unterstützt. Als ich letztes Jahr zu Weihnachten zu Hause war, habe ich meinen Sponsorenclub zum ersten Mal besucht. Vorher kannte ich nur Jane und das ausschliesslich über den Online-Kontakt, da ich zum Zeitpunkt der Bewerbung bereits in Deutschland war.

Wie ist dein Verhältnis zum Partnerclub in der Schweiz, dem RC Au am Zürichsee?

Ich habe vor allem zum Clubmitglied Ruth Amstein ein sehr gutes Verhältnis. Wir haben uns bereits in meiner ersten Woche in Zürich zum Mittagessen getroffen. Aber ich schätze die Unterstützung des ganzen Clubs sehr, die Mitglieder sind sehr grosszügig. Beispielsweise hat der Club zusätzlich zur Grant-Unterstützung angeboten, meine Transportkosten für ein ganzes Jahr zu decken, was äusserst grosszügig ist. Ich freue mich darauf, auch die anderen Mitglieder des Clubs bald bei einem Meeting kennenzulernen. Ruth und Jane sind zwei wunderbare Frauen, die durch Rotary in mein Leben getreten sind und mir so viel Fürsorge und dringend benötigte Beratung gegeben haben. Ruth hat mir sogar geholfen, eine Wohnung hier in Zürich zu finden.

Was war dein erster Eindruck in Zürich und wie wurdest du vom Team von Professor Langer empfangen?

Mein erster Eindruck von Zürich, als ich im Oktober letzten Jahres hier ankam, war, dass es viel grösser ist als Oldenburg, wo ich meinen Master gemacht habe. Die Stadt gefällt mir unglaublich gut – sie ist international und voller interessanter Menschen. Da ich in Grossstädten aufgewachsen bin, fühle ich mich hier sehr wohl. An meinem ersten Tag an der Universität Zürich, wurde ich dem gesamten Team vorgestellt. Ich arbeite hier eng mit Dr. Langers Methods of Plasticity Research Team im Psychologischen Institut der Universität Zürich zusammen, insbesondere auch mit Post-Doktorandin Dorothea Floris, die sich schon seit längerem mit Autismus beschäftigt. Das Team ist freundlich und motivierend, engagiert und kompetent. Das Umfeld ist inspirierend, und ich spüre, dass ich hier als Wissenschaftlerin wachse.

Liebe Nasriya, vielen Dank für das interessante Gespräch und viel Erfolg bei deiner Masterarbeit!

v.l.: President-elect des RC Au am Zürichsee Marc Winet, Nasriya Witt und Rot. Ruth Amstein