Ambitionierte Ziele an der Friedenskonferenz in Istanbul

dimanche 2 mars 2025

Rot. Alex Moser, Rot. Alex Miescher

Wer Anfang Jahr die Webseite der Rotary Friedenskonferenz konsultierte, konnte nicht anders als staunen: Was sich die Organisatoren da alles für Probleme vorgeknöpft hatten, um sie während einer zweitägigen Veranstaltung einer Lösung zuzuführen – von anhaltendem Frieden in einer polarisierten Welt, über Technologie und Medien bis hin zu Umweltthemen zur Friedensförderung sowie Wunden heilen.

1000 rotarische Optimisten liessen sich die Reise an den Bosporus nicht nehmen und packten die Themen mit Mut, Entschlossenheit aber, wie sich zeigte, auch einer gesunden Portion Realismus an. Drei Beispiele berührten und begeisterten die Anwesenden ganz besonders:

  1. Rotary ist die einzige Organisation, staatlich oder nicht-staatlich, die das geteilte Zypern überwindet und dort grenzenlos aktiv ist.
  2. Der ehemalige Weltpräsident Ravi Ravindran erzählte, wie Rotary dabei half, dass die Zivilgesellschaft seines Heimatlandes Sri Lanka lange vor den politischen Streitparteien ein friedliches Miteinander vorlebte und so Fakten schuf, die den Bürgerkrieg zu beenden halfen.
  3. Geradezu unvorstellbar ist die Geschichte von Freddy Mutanguha, der zusammen mit seiner kleinen Schwester als einziger ein Massaker in seinem Dorf überlebte, als 1994 Hutus den Völkermord an den Tutsi begingen. Zwischen 500'000 und einer Million Menschen verloren in einem der unsinnigsten und heftigsten Kriege ihr Leben, welcher seine Ursache weder in kulturellen noch religiösen oder imperialistischen Gründen, sondern einzig in verhärteten Narrativen fand.

Die Organisatoren der diesjährigen Friedenskonferenz nahmen sich viele Themen vor

Freddy sah es als sein persönliches Friedensprojekt an, die beiden Hutu-Schergen, die damals sein Dorf überfielen, im Gefängnis zu besuchen und ihnen zu vergeben. Denn, so sein Argument, nur so könne verhindert werden, dass seine Kinder und deren Nachkommen mit Rachegelüsten gross würden und sich die Geschichte wiederholen könne. Ein Zeichen unvorstellbarer Güte und zweifellos rotarischer als alles, was sonst noch gesagt und vorgelebt wurde. Allein seine Schilderungen waren die Reise in die Türkei wert!  

Rotarier Alex Miescher (links) und Alex Moser (rechts) erlebten spannende Diskussionen an der Friedenskonferenz in Istanbul

Daneben war es für uns international komplett unerfahrene Rotarier sehr interessant zu sehen und hören, wie der rotarische Geist weltweit gelebt wird, nämlich sehr individuell. Von reinen eClubs über eher konventionellen Auslegungen der Präsenz bis zu lockeren Treffen alle zwei Wochen. Vom reinen Lunchclub (besonders durch die amerikanischen Vertreterinnen gerügt) über Hands-on-Enthusiasten bis zur unglaublichen Spendenmaschine. Von Distrikten, die man problemlos mit dem Auto in einem halben Tag durchfahren kann (wie unsere) bis zum Distrikt 2430, zu welchem 80 Prozent der Türkei plus Kasachstan gehören und der damit grösser ist als ganz Westeuropa!

Wie im Sport und Berufsleben kann auch ein Besuch eines internationalen Anlasses sehr bereichernd sein, vor allem dann, wenn man ihn gut vorbereitet und davon erzählt. Und die Freundschaft über Schweizer Distriktgrenzen hinaus konnten wir in gemeinsamen Gesprächen über Rotary und die Welt gleich auch noch pflegen.