Was war Ihre persönliche Motivation, dieses Projekt zu starten?
Als das Bild des ertrunkenen Aylan Kurdi durch die Medien ging, war ich geschockt. Ich entschied, etwas zu unternehmen, auch wenn ich noch nicht recht wusste, was. Am Abend desselben Tags kaufte ich ein Flugticket nach Lesbos, wo ich nach meiner Ankunft während sechs Monaten als Freiwillige in der Seenotrettung arbeitete. Ziemlich bald habe ich dann die SAO Association gegründet, weil man nicht mehr als unabhängige Freiwillige helfen durfte und mich keine der bereits bestehenden Organisationen vollständig überzeugte.
Die SAO Association unterstützt hauptsächlich Frauen, wie kam es dazu?
Am Internationalen Frauentag im März 2016 wurde uns von einem Boot, das in Seenot geraten war, berichtet. Während Stunden haben wir abgelegene Strände abgesucht bis wir schliesslich auf die Gruppe trafen, die bereits an Land war und Hilfe benötigte, um ins Flüchtlingslager zu gelangen. Das älteste Mitglied der Gruppe war eine 93-jährige Grossmutter. Mit deren 23-jährigen Enkelin, Ruha, entstand eine besondere Verbindung und ich liess die Familie, bestehend aus der Grossmutter, drei Enkelinnen und deren Cousine, für eine Weile bei mir wohnen, da man sie trennen wollte. Das war der Moment, in dem ich beschloss, etwas für Frauen auf der Flucht zu tun und wir als Organisation als erstes das Bashira Centre auf Lesbos eröffneten.