Zu behaupten, Rotarierin Ursula Gervasi engagiert sich seit vielen Jahren mit Freude bei Rotary, wäre eine Untertreibung. Ursula (RC eClub 2000) war viele Jahre lang Geschäftsführerin des Vereins Rotary Jugendaustausch Schweiz/Liechtenstein und hat zusätzlich dazu und ihrem Engagement im Club vor knapp 10 Jahren das Amt der Distriktsekretärin im Distrikt 2000 übernommen. Sie kennt unseren Distrikt in- und auswendig und hat ein grosses Netzwerk an rotarischen Kontakten über die Distriktgrenzen hinaus. Nun denkt Ursula langsam an den (wohlverdienten) Ruhestand als Distriktsekretärin. Höchste Zeit also, die Frau, die die Distrikt-Fäden in der Hand hält, einmal vorzustellen.
Ursula, was bewegte dich vor 10 Jahren dazu, das Distriktsekretariat zu übernehmen?
Als mich meine Vorgängerin Brigitte Egli fragte, ob ich das Amt übernehmen wolle, dachte ich erst «schon wieder ein Bürojob»! Ich war damals noch hauptberuflich Geschäftsführerin des Vereins Rotary Jugendaustausch. Als sie mir aber die Aufgaben einer District Executive Secretary erklärte, musste ich nicht lange überlegen. Der damalige Incoming Governor Arthur Ruf sel. meinte, das sei sein kürzestes Einstellungsgespräch gewesen!
Was findest du an deiner Tätigkeit besonders bereichernd?
Selbstverständlich gibt es auf dem Distriktsekretariat viel Administration zu erledigen. Aber das wirklich Spannende an meiner Arbeit ist, dass ich jedes Jahr eine neue oder einen neuen Governor kennen lerne und 79 neue Präsidentinnen und Präsidenten, die ich dann während gut eineinhalb Jahren begleiten und unterstützen darf. Bei den Governors sind es in der Regel sogar zweieinhalb Jahre. Ich darf im jeweiligen Governor-Team, welches die Distriktanlässe organisiert, mitarbeiten, beraten und auch tatkräftig unterstützen.
Du kennst viele Rotary Leaders und hast auf der ganzen Welt Kontakte. Wie hat sich Rotary in den letzten 10 Jahren verändert und wohin führt die Reise?
Diese Kontakte entstanden bereits während meiner Tätigkeit als Geschäftsführerin des Vereins Rotary Jugendaustausch. Ein Beispiel: 2005 lernte ich Holger Knaack kennen, als er Chairman des Jugendaustausches Deutschland war. 15 Jahre später begegne ich ihm wieder als Präsident von Rotary International.
Die Rotary-Welt hat sich sehr stark verändert. So sieht man heute sehr viel mehr jüngere Gesichter und auch mehr Frauen bei Rotary als noch vor 10 Jahren. Ich hoffe, dieser Trend hält an. Zudem hat sich Rotary in den letzten 10 Jahren sehr stark nach aussen geöffnet – nach dem Motto «Tue Gutes und sprich darüber». Das hat auch veranlasst, dass Rotary heute vermehrt auf Social Media zu finden ist, so auch im Distrikt 2000 – dank sei PDG Magdalena Frommelt. Und Online-Meetings haben spätestens seit der Pandemie auch in unserer Organisation Einzug gehalten.
Wohin die Reise führt? Wenn wir junge Berufsleute gewinnen wollen, müssen wir an unseren Clubformen arbeiten, denn sie können es sich immer weniger leisten, jede Woche einmal über den Mittag für drei Stunden der Arbeit fernzubleiben. Einige Clubs haben bereits auf Frühstücks- und Abendmeetings umgestellt. Hybride Clubs, in denen man sich abwechselnd einmal physisch und einmal online trifft, sind eine weitere Möglichkeit. Eines jedoch muss uns erhalten bleiben: die Pflege der Freundschaft und das karitative Engagement, denn das macht uns zu Rotariern.
Die Governors fragen dich um Rat, Rotarierinnen und Rotarier bitten dich um Hilfe und gleichzeitig hältst du die Distrikt-Fäden in der Hand. Wie schaffst du es da, immer die für dich typische Ruhe zu bewahren?
In der Ruhe liegt die Kraft – dieses Gen wurde mir von meinem Vater in die Wiege gelegt. Wie du richtig sagst, laufen auf dem Distriktsekretariat alle Fäden zusammen. Das bedeutet, ich muss jederzeit den Überblick behalten und das wiederum gibt mir die Sicherheit, auch in etwas hektischen Momenten die Ruhe zu bewahren und mich auf das Wesentliche zu fokussieren.
Eine Herausforderung dabei ist die Zusammenarbeit mit drei Governors gleichzeitig – dem amtierenden Governor, dem Governor elect und dem Governor nominee. Die Abläufe bleiben zwar immer gleich, aber die Inhalte ändern sich jedes Jahr, denn jeder Governor hat seine ganz eigene Vorstellung, wie er/sie das Governor-Jahr gestalten will.
Es gibt Governors, die behaupten, ich wisse alles. Das stimmt so nicht wirklich. Ich konnte mir in den vergangenen acht Jahren sicher ein breites Rotary-Wissen aneignen, muss mir aber manchmal auch Rat holen. Aber bei all jenen Fragen, auf die ich die Antwort nicht kenne, weiss ich zumindest, wo ich sie bekomme. Ich bin in engem Kontakt mit dem Rotary International Office in Zürich und pflege zu den entsprechenden Personen dort einen guten Kontakt.
Du kennst doch sicher einige Geheimnisse und Geschichten der Governors, verrätst du uns etwas unter uns?
Ich könnte tatsächlich ein paar lustige, aber auch sehr schöne Episoden erzählen. Aber das Verhältnis zwischen Governor und Distriktsekretärin ist auch ein Vertrauensverhältnis und aufgrund dessen bleiben solche Internas bei mir gut aufgehoben!
Du möchtest dich langsam vom Amt der Distriktsekretärin verabschieden. Welche Tipps kannst du deinem Nachfolger oder deiner Nachfolgerin mit auf den Weg geben?
Wer dieses Amt übernimmt, muss sich bewusst sein, dass Rotary im Milizsystem geführt wird. Alle Amtsträgerinnen und Amtsträger auf Club- und Distriktebene führen ihr Amt freiwillig und nebenbei aus, neben einem meist anspruchsvollen Berufsleben. Da sind oft Geduld und Verständnis gefordert, denn eine Antwort auf ein Mail erfolgt nicht immer innerhalb 24 Stunden.
Ein grosses Interesse an allem, was mit Rotary zu tun hat, ist sicher von Vorteil.
Ein breites Rotary-Wissen habe ich mir in den letzten Jahren angeeignet, indem ich auch mal auf rotary.org herumgesurft bin, mich mit erfahrenen Rotariern regelmässig austausche, internationale Konferenzen besuche, etc.
Liebe Ursula, vielen Dank für diesen spannenden Einblick in deine rotarische Tätigkeit!
Wer sich dafür interessiert, Ursulas Nachfolger oder Nachfolgerin zu werden, kann sich gerne direkt bei ihr (secretary@rotary2000.ch) oder bei Distrikt Governor Daniel Marbot (daniel.marbot@gemasy.ch) melden.