Mit nur einigen Klicks und Wischbewegungen kann man sein eigenes Aussehen grundlegend verändern: Unregelmässigkeiten werden zum Verschwinden gebracht, die Augen erhalten mehr Glanz, die Lippen werden voller. Beautyfilter sind Apps oder Programme aus dem Internet. Diese Filter arbeiten nach standardisierten Mustern. Sie verkörpern eine eindimensionale Vorstellung davon, was „schön“ und vor allem perfekt ist. Die daraus resultierenden Porträts und Selfies haben sich – als Zeichen unserer Zeit – in unserer Vorstellung verfestigt. Filter basieren auf Deep-Learning-Techniken, wobei ein künstliches neuronales Netz trainiert wird – ähnlich den Strukturen des menschlichen Gehirns –, das auf Grundlage von Bilddatensätzen Informationen so verarbeitet, dass immer wieder neue Verknüpfungen im Netz entstehen.
In der Reihe "Body Editor" von Ewa Doroszenko verarbeitet die Künstlerin mögliche Irritationen, die durch diese Filteranwendungen zustande kommen, kritisch und künstlerisch weiter. Doroszenkos Prozess gestaltet sich dabei vielschichtig: Sie bereitet dreidimensionale Collagen aus Archivbildern und eigenen Porträts vor, fotografiert die Settings, druckt diese wiederum als grossflächige Formate aus und manipuliert im Anschluss die Bilder von Hand sowie am Computer weiter. Die Resultate weisen jeweils sichtbare Spuren der digitalen Bearbeitung auf, sogenannte Glitches. Die elegante Optik am Ende intensiviert das Gefühl, dass das, was wir anschauen, nur teilweise mit realen Menschen zusammenhängt und weist dabei auf die technologische Sprache unseres fotografischen Alltags hin.
Ewa Doroszenko (*1983) lebt und arbeitet in Warschau und verbindet als Künstlerin Malerei und Fotografie. Sie promovierte an der Nikolaus-Kopernikus-Universität in Torun. Ihre künstlerische Praxis zeichnet sich durch die Verbindung digitaler Manipulation, klassischer fotografischer Anwendungen und der traditionellen Malerei aus. Ihre Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet.
Rot. Nadine Wietlisbach
Direktorin und Kuratorin Fotomuseum Winterthur