Wednesday, September 20, 2023
Rot. Jeannine Schmidt, RC Kreuzlingen
Das war ein perfekter Geburtstag: Zum 15-jährigen Bestehen von ROKJ veranstaltete der Rotary Club Kreuzlingen einen Brunch, dessen Erlös in Höhe von rund 20‘000 Franken an ROKJ gehen wird.
Bei strahlendem Spätsommerwetter versammelten sich 120 Gäste unter den Kirschbäumen des idyllischen Feierlenhofs oberhalb von Altnau. Rotarierinnen und Rotarier aus sieben Clubs waren gekommen, darunter Governor Thomas Hunziker. Die Gäste wurden von der Familie Barth, die den Obstbauernhof betreibt, mit liebevoller Professionalität und mit Köstlichkeiten aus der eigenen Küche verwöhnt. 135 Eier wanderten in die Pfanne und wurden vor den Augen der Gäste zu Rührei verarbeitet.
Der Brunch wurde durch ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm ergänzt, immer mit dem Ziel, Spendengelder zu generieren. Astrid Keller, Präsidentin des Rotary Club Kreuzlingen, führte durch das Programm. Für den reibungslosen Ablauf des Festes hatte Daniel Spiegel mit seinem OK in monatelanger Vorbereitung gesorgt.
Als besondere Gäste hatten sich 20 Harley-Fahrer des East Side Chapters Switzerland angemeldet. Sie fuhren mit tiefem Motorengeblubber über das Gelände, feierten fröhlich mit und spendeten 1‘000 Franken für ROKJ.
Harley-Fahrer vom East Side Chapter Switzerland nahmen als Gäste am Brunch teil und spendeten 1000 CHF.
Ruedi Tritten, ehemaliger Käsermeister der Kartause Ittingen, erklärt die Geheimnisse des Käsens.
Ruedi Tritten, ehemaliger Käsereimeister der Kartause Ittingen, erklärte die Geheimnisse des Käsens und produzierte aus 80 Litern Rohmilch acht kg Käse, der verlost wurde. Die Thurgauer Apfelkönigin Nadja Högger spielte Glücksfee und zog die 25 Gewinner. Der Erlös der Käse-Verlosung lag bei 1‘400 Franken. Bereits im Vorfeld konnten die Gäste «Patenschaften» für Apfelbäume übernehmen. Für 200 Franken sicherten sich die Rotarierinnen und Rotarier die Ernte eines Jahres für einen Apfelbaum der Sorte Evelina.
Ein Höhepunkt des Vormittags war das Interview, das Manuela Eichenlaub vom Rotary Club Kreuzlingen mit ROKJ-Gründer Toni Schönenberger führte. Toni Schönenberger erzählte, wie ihn ein Gespräch mit Heidi Grandits vom Sozialdienst Frauenfeld tief bewegte und zum Auslöser für die ROKJ-Gründung wurde. In diesem Gespräch hatte er von der Armut erfahren, die 10% der Kinder und Jugendliche in der reichen Schweiz betrifft. Heute leben nach seinen Angaben 135’000 Kinder in Armut, und 270’000 Kinder sind von Armut bedroht. Auch wenn der Sozialdienst sich um das Lebensnotwendige kümmert, reicht die Unterstützung nicht aus, um den Kindern eine Beteiligung am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen.
Um diesen Kindern eine bessere Integration in der Gesellschaft zu ermöglichen, entschloss sich Toni Schönenberger vor 15 Jahren, ROKJ zu gründen. Auf Nachfrage von Manuela Eichenlaub beschrieb er, wie ROKJ zunächst im eigenen Rotary Club Weinfelden etabliert wurde, wie sich aber praktisch gleichzeitig alle neun Thurgauer Rotary und Inner Wheel Clubs beteiligten. Als geübter Netzwerker machte der ehemalige CEO des UBS-Ausbildungszentrums Wolfsberg bei allen seinen Kontakten Werbung für die Stiftung und erreichte schnell, dass sich 65 der 75 Clubs des Distrikts 2000 anschlossen und die erste ROKJ-Region bildeten. Heute gibt es 25 ROKJ-Regionen in der gesamten Schweiz, denen jeweils mehrere Rotary, Inner Wheel und Rotaract Clubs angehören. Sie alle arbeiten eigenständig. Durch die Regionalität der Organisation ist eine direktere Abwicklung der Anträge möglich.
In den 15 Jahren seines Bestehens hat ROKJ 11’000 Kinder unterstützt und dafür rund 6.5 Millionen Franken ausgegeben, im Durchschnitt 500 bis 600 Franken für jedes Kind. Mit dem Geld werden Mitgliedschaften in Sportclubs finanziert, Fussballschuhe gekauft, Musikunterricht bezahlt oder ein Ski- oder Sommerlager ermöglicht.
ROKJ-Gründer Toni Schönenberger im Interview mit Manuela Eichenlaub vom Rotary Club Kreuzlingen.
Brunchen für einen guten Zweck: 120 Gäste versammelten sich auf dem Feierlenhof in Altnau und spendeten für ROKJ.
Bei der Vergabe kooperiert ROKJ mit dem Sozialdienst, was bedeutet, dass die Bedürftigkeit der Familien nicht eigens geprüft werden muss. Ausserdem ist damit gewährleistet, dass keine alternative Finanzierung möglich ist (z.B. durch den Staat, die Gemeinde oder die Schule). In der Regel werden die Anträge von Mitarbeitenden des Sozialdienstes eingereicht, die eng mit den Familien zusammenarbeiten und deren Probleme genau kennen. Die Anträge werden bei ROKJ auf kleinem Dienstweg beurteilt und entschieden (O-Ton Toni Schönenberger: ‘’keep it short and simple“).
Schönenberger bezeichnete die Unterstützung von ROKJ als «Anschubfinanzierung» für die Kinder und Jugendlichen. Auf Nachfrage schildert er ein besonders glückliches Beispiel: Eines der Kinder, denen ROKJ den Musikunterricht finanzierte, studiert heute an der Musikakademie und hat bereits mehrere Preise gewonnen. Manuela Eichenlaubs Frage, was denn seine persönliche Motivation für das ROKJ-Engagement sei, beantwortete Toni Schönenberger damit, dass er – wie wohl alle Anwesenden auf dem Fest – ein privilegiertes Leben führe und daraus die Verpflichtung ableite, für Chancengleichheit bei weniger Privilegierten zu sorgen. Die 120 Gäste des Brunches konnten mit rund 20’000 Franken dazu beitragen, weiteren Kindern aktiv zu helfen.